Jeanslederhose – die Indigo blaue Tracht

Amoi drüber nachg’dacht, über die Jeanslederhose?
Jeanslederhosen, juhuu!
Jeanslederhose, juhuu!
Jeanslederhose –

der Begriff ansich ist ja zwar schon verdächtig, das Unwort des Jahres zu werden… aber Ok – die meisten oder viele werden sich dennoch unter dem Begriff „Jeanslederhose“ das Richtige vorstellen können. Deswegen nehmen wir das mal so hin, in der Hoffnung auch das Richtige „Keyword“ zu beschreiben.

Tracht sollte ja ursprünglich seine Träger einer bestimmten Standesgruppe zuordnen und zwar unter Zwang (siehe Reichserlass von 1530). Jede Andersartigkeit oder modische Auswüchsigkeit, war unter Strafe gestellt. Evtl. ist darin der heutzutage immernoch hohe Kodex der „Tracht-Victims“ zu bemerken, aber verständlicher Weise ist das ein sensibles Thema, wenns um die Heimat geht. Tatsächlich tragen noch heute verschiedene Berufe ihre „Berufstracht“ (Tracht von althochdt. traht(a), mittelniederdeutsch dracht: das, was getragen wird) oder anders ausgedrückt, Berufsbekleidung: die Bäcker, die Schornsteinfeger/innen und das Justizpersonal höheren Ranges ebenso, wie die Polizei & die Feuerwehr usw…also, ist hier klar zu Unterscheiden, die Berufstracht, Zunftstracht oder Amtstracht von der Volkstracht, die ihren Ursprung in den ländlichen Gebieten hat. Die bayrisch bäuerliche Tracht geht natürlich auch auf die Bedürfnisse eben jener zurück, die langlebige, alltagstaugliche und schicke Kleidung haben wollten. Das muss man sich als Ergebnis langwieriger Entwicklungen vorstellen. Die gebirgstrachtige Lederhose, Lederne oder nur Wichs, Wix oder Wixn genannt – letztere sind Wortschöpfungen des feinen Dialekts und beziehen sich nicht auf obszöne Wortgeschwister, sondern auf die Wachs (Wichs) Behandlung der Lederhose. In vollem Wichs steht nämlich jener, wenn er wie frisch „poliert“ in festlicher Tracht eingekleidet ist.

Nun schmiert heute kaum noch einer seine Lederhose mit Wachs ein, und Leder ist auch nicht mehr so alltagsgebräuchlich und standesgemäß, wie es vor gar nicht all zu langer Zeit (z.B. letztes Oktoberfest 😉 ) noch war. Der Jeansstoff hat bekannter Maßen seit den 1960er Jahren, die Städte und auch das Bauernland erobert.

Wissenswert ist, dass Jeansstoff seinen Ursprung im französischen Nîmes hat, d.h.im 16. Jahrhundert  (eigentlich Serge de Nîmes, frz. „Gewebe aus Nîmes“, damlas Hanffaserstoff in Köperbindung) wurde er üblicher Weise zur Fertigung von Segeltüchern hergestellt. Daraus ging später der amerikanische Begriff „Denim“ hervor. Der charakteristische Blauton (Indigofarbstoff) dafür, stammt in diesem Bezug aus Genua, „Bleu de Genues“. Und so kreierte wiederum die amerikanische Umgangssprache auch den Begriff „Jeans“ oder „Blue Jeans“.

Jedenfalls wurde das Patent der genieteten Jeanshose 1872 durch den Schneider Jacob Davis & dem aus Oberfranken stammenden Stoffhändler Levi Strauss angemeldet. In den folgenden Jahren wurden die blaue Nietenhose tatsächlich, und somit schließt sich der gedankliche Kreis, gerne auch als Berufskleidung getragen und zwar nicht nur von Goldgräbern, sondern auch von Eisenbahnarbeitern, Farmern, Holzfällern und Cowboys – alle, die einfach eine robuste Hose brauchten. Und genau so ist die Jeanslederhose eben auch, robust, alltagstauglich und nicht begrenzt auf gesellschaftlichen Stände, wie Jeans heute. Denn für die Teenager der Nachkriegszeit war Jeans ein modisches Zeichen der Revolte & sichtbare Demonstration der Befreiung vom Alten – so, wie der Schriftsteller Ulrich Plenzdorf in „Die neuen Leiden des jungen W.“ treffend formulierte: „Jeans sind eine Einstellung und keine Hose“.

So sehen wir die Jeanslederhose, als eine kurze Hose für den heimischen Sommer, die man im vgl. zur „Wix“ waschen kann und die sich gut mit trachtiger Kleidung bzw. auch Streetwear kombinieren lässt.

Text in Zusammenarbeit mit dem Frischluft-Reporter.